Spiegel, Familie

Jakob Spiegel, seine Frau Sara und ihre Kinder Bertha, Norbert und Siegmund

Arndtstr. 3

Arndtstr. 3

 

5 Stolpersteine gesetzt am 14.3.2018

Etwa 30 Jahre lang lebten diese Familie Spiegel in Gera.

Sie stammten aus Galizien (Österreich-Ungarn). Wie auch sein in Gera wohnender älterer Bruder David war Jakob Spiegel von Beruf Händler und im 1. Weltkrieg Soldat.

Hier wurden ihre drei Kinder geboren. Alle gingen in Gera zur jüdischen Schule im Meistergäßchen. Danach gehen sie aufs Gymnasium, bzw. Höhere Töchterschule. Bertha studierte in Leipzig und Berlin Medizin. Die Jungen müssen vor dem Abschluss das Gymnasium verlassen und werden Bauhandwerker. Sie sind aktiv in der in der Jugend-Alijah der jüdischen Gemeinde.

Knapp 20 Jahre sind sie alt, als ihnen die Flucht ins Ausland gelang. Zuerst ging Norbert, dann Bertha, und als letzter Siegmund. So retteten sie sich das Leben.

Siegmund wird im 2. Weltkrieg freiwillig Soldat der US-Army. Er ist in Afrika und Teilnehmer der Landungen in Sizilien und in der Normandie. Er wird verwundet. Nach dem Krieg ist er in den USA ein geehrter Architekt. Bis ins hohe Alter referiert der Ehrendoktor (1993) als Zeitzeuge. Er stirbt 2016. Bertha praktiziert als Dr. Betty S. Maier bis 1998 in New York. 2008 stirbt sie. Norbert kommt nach Palästina. Auch er wird Soldat, in Friedenszeiten Diplomat und Politik-Wissenschaftler in Israel. Er stirbt 2006. Alle heiraten, bekommen Kinder und haben Enkel.

Ohne Vorankündigung wurden die verwaisten Eltern Sara und Jakob Spiegel in den frühen Morgenstunden des 28. Oktober 1938 verhaftet. Sammelpunkt war die „Osterlandhalle“ (Ostvorstädtische Turnhalle). Sie wurden gezwungen, zum Hauptbahnhof zu laufen. Sara aber war seit 1935 stark gehbehindert. Am Bahnhof kam es zum Eklat. Für sie musste ein Rollstuhl beschafft werden. Ca. 120 Personen: Männer, Frauen, Kinder mussten im Gebüsch hinter der Johanniskirche warten. Dann zwang man sie in Reichsbahnwaggons zu steigen, die verschlossen wurden. Mit etwa 10.000 Leidensgefährten aus ganz Deutschland wurden in der „Polen-Aktion“ ausgewiesen.

Vom Grenzort Zbaszyn (Bentschen) kamen sie in ein Lager nach Posen. Von dort flohen sie bei Kriegsausbruch 1939 in das sowjetisch besetzte Lemberg. Kurz nach dem Einmarsch der Wehrmacht wurden sie an einem unbekannten Tag nach dem 29. Juni 1941 ermordet. (MW)