Künftige Stolpersteine
Das ganze Spektrum der nationalsozialistischen Verfolgung ist auch in Gera und Umgebung nachweisbar. Mehr als 500 jüdische Personen sind hier unmittelbare betroffen (1933-1945). Das betrifft auch Personen des politischen Widerstands und Verfolgte aus religiösen und weltanschaulichen Gründen, sowie ihrer sexuellen Orientierung.
Das Ziel: Jeder Familienname soll mindestens einmal auf einem Stolperstein zu lesen sein.
Künstlerisches Anliegen ist, die Mitglieder der betroffenen Familien symbolisch mitten im Gehweg vor dem letzten freigewählten, gemeinsamen Wohnort auf ewig zu vereinen. Das führt dazu, dass bevorzugt familienweise verlegt wird, auch um spätere Nachverlegungen zu vermeiden.
Vorschläge für neue Stolpersteine
Zur Auswahl bedeutender Persönlichkeiten, die NS-Opfer wurden:
3 Stolpersteine für Kantor und Prediger Fritz Cohn, seine Frau Meta und Tochter Aviva (360 Euro)
Von 1934-38, mit einer einjährigen Unterbrechung, lebte Familie Cohn in Gera. Er war 28, sie 26 Jahre alt, als sie frisch verheiratet von Gumbinnen/Ostpreußen nach Gera kamen. Er wirkte an der Synagoge am Roßplatz, ebenso wie in den Beträumen im Ostviertel und an der jüdischen Elementarschule im Meistergäßchen. Knapp vor den Ereignissen der Novemberpogrome verließ die Familie Gera über Berlin nach Holland. Dort gelang ihnen 1939 die Flucht in die USA. Mehrere Angehörige beider Familien wurden Opfer der Shoa.
4 Stolpersteine für Kantor und Prediger David Wertheim, seine Frau Emma und die Söhne Ernst und Kurt (480 Euro)
David war von 1891-1936 Lehrer und Prediger der jüdischen Gemeinde Gera. Er starb 1936 in Gera. Emma flüchtete von Gera 1941 über Lissabon nach New York. Sie war die letzte Jüdin, der die Flucht aus Gera gelang. Sie hatten drei Söhne: Rudi, Ernst (geb.1906 in Gera) und Kurt. Rudi starb jung. Ernst besuchte die Mittelschule und das Realgymnasium. Er wurde Verkäufer und Lagerist im Kaufhaus Hermann Tietz.Nach 1935 lebte er in Stuttgart und wurde im Novemberpogrom 1938 nach Dachau gebracht. Ernst gelang die Flucht in die USA. Er kämpfte im zweiten Weltkrieg als Sergeant der US Army. Kurt besuchte ebenfalls das Geraer Realgymnasium. Auch seine Flucht glückte.
4 Stolpersteine für Familie Moses Milewicz (480 Euro)
Moses Milewicz kam nach dem 1. Weltkrieg aus Grajewo nach Gera. Er heiratete 1926 die Geraerin Hedwig Feiler, die anläßlich der Hochzeit zum jüdischen Glauben konvertierte. Das Ehepaar bekam zwei Söhne, die in Gera geboren wurden. Sie hießen Selman und Wolf. Moses arbeitete als Kohlenträger beim Kohlenhändler Walter Hänsel am Walkmühlenplatz, wo die Familie auch wohnte. Im Novemberpogrom 1938 musste Moses nach Buchenwald. 1942 wurde er deportiert und starb am 7.2.1945 in Mauthausen. Selman und Wolf mußten noch 1945 nach Theresienstadt und überlebten. Auch Frau Hedwig überlebte. Sie hatte sich geweigert, sich scheiden zu lassen. Am Beispiel der Familie lassen sich Namen von 3 mutigen Geraer Familien nachweisen, die ihre Helfer in der Not wurden.
4 Stolpersteine für Moritz und Frieda Kronberg und die Söhne Hermann und Isaak (480 Euro)
Moritz und Frieda Kronberg geb.Rapoport kamen vor 1914 in die Haupt- und Residenzstadt Gera. Moritz war Frontkämpfer im 1.Weltkrieg. Sein Beruf war Weber, später Handelsmann. 1914 und 1919 wurden in Gera ihre beiden Söhne Hermann und Isaak geboren. Hermann verließ als 19-Jähriger Gera 1933 nach Belgien und kam später nach Palästina. Isaak wurde im Januar 1938 vom Landgericht Gera wegen "Rassenschande" verurteilt. Sein letztes Lebenszeichen stammt von Ostern 1939 aus Lodz (Polen).Vater Moritz war ab 10.11.1938 mit den anderen jüdischen Männern in Buchenwald. Am 10.5.1942 wurde das Ehepaar (60/56) nach Belzyce deportiert. An einem unbekannten Tag kamen sie kurz danach ums Leben.
1 Stolperschwelle für die Opfer der Zwangssterilisation im Waldklinikum Gera 1934-45 (ca. 1.500 Euro)
Eine Stolperschwelle kommt dann zum Einsatz, wenn die Zahl der Opfer so groß ist, dass personalisierte Stolpersteine ein ganzes Feld ergeben würden. Wenn Sie im familiären Umfeld betroffen waren wenden Sie sich vertrauensvoll an uns. Die operativ oder mit Röntgenstrahlen durchgeführten Sterilisationen beruhen auf Beschlüssen des NS-Erbgesundheitsgerichts am Amtsgericht Gera. Die Anzahl der Betroffenen wird auf mehrere hundert geschätzt. Die genaue Anzahl ist bis heute (2022) unbekannt.
Gern erteilen wir in unserer Freizeit Auskünfte oder machen Ihnen andere Vorschläge. Wir bitten Sie aber um Geduld, alles geschieht ehrenamtlich.
Großes Interesse besteht unsererseits an weiterführenden Informationen, Auskünften z.B. von Nachkommen, ehemaligen Nachbarn, Fotos oder Briefe von betroffenen Personen. Auch für glaubhafte Berichtigungen biografischer Angaben sind wir dankbar.