Derbuel, Familie

Victor Derbuel mit Frau Alice und Tochter Fernande und Victors Mutter Henriette Heinemann

Berliner Straße 136 (damals Kaiser-Wilhelm-Str. 136)

4 Stolpersteine gesetzt am 27.11.2019

Der Franzose Victor Derbuel kam als Kriegsgefangener des 1.Weltkriegs nach Berlin. Hier heiratete er im Jahr 1920 die Alice, geb. Heidemann, eine junge Frau jüdischer Herkunft. Als das Ehepaar Victor und Alice Derbuel nach Gera zogen, waren sie 29 und 28 Jahre alt. Ein Jahr später wurde ihr einziges Kind, die Tochter Fernande, geboren. Schwiegervater Max Heidemann gab das Startkapital. Sie pachteten ein Grundstück in der Gneisenaustr. 32. Darauf wurden Fabrikgebäude errichtet. So entstand die Präzisions-Werkzeug- und Kompressorfabrik Victor Derbuel. Er rüstete Fahrzeuge mit Autokompressoren nach und hatte 1945 immer noch 75 angestellte Mitarbeiter. Als Max Heidemann starb, nahm die junge Familie die verwitwete Schwiegermutter zu sich von Berlin nach Gera. Frau Heidemann überlebt das Kriegsende und starb 1979 in Berlin im Alter von 88 Jahren. Nach den Nürnberger Gesetzen führten Derbuels eine Misch-Ehe. Bis Herbst 1944 blieben sie verschont. Da Victor die Ehescheidung ablehnte und dazu auch noch Franzose war, kam er im Oktober 1944 in ein Arbeitslager bei Halle. 1945 im April war Victor wieder in Gera .Zuvor, im Januar 1945, spitzte sich die Situation der drei Frauen zu. Großmutter, Mutter und Kind sollten nach Theresienstadt deportiert werden. Stunden vor dem Zugriff der Gestapo wurden sie gewarnt. Bis heute unbekannte Mitglieder der Betriebsbelegschaft und deren Familien schützten sie. Sie erlebten das Kriegsende in Verstecken, wo sie versorgt werden mussten. 1945 wird die Fabrik enteignet und demontiert. Sie diente bis 1955 als Unterkunft für sowjetische Soldaten. Victor starb 1965 im Alter von 75 Jahren, Alice 1979 im Alter von 87 Jahren, die in Gera geborene Fernande 2009 im Alter von 89 Jahren. Fernande war verheiratet und hatte einen Sohn. Nachkommen leben heute in den USA.Viele Mitglieder der großen Familie Heidemann wurden Opfer des Holocaust.Verlegeort ist vor der langjährigen Privat-Wohnung.  (MW 2019)