Steinitz, Familie

Auguste Steinitz, geb. Aron, ihre Tochter Ella verheiratete Sochaczewer, ihr Sohn Walter, dessen Ehefrau Leonie, geborene Kasket und der gmeinsame Sohn Wolfgang

Markt 12

5 Stolpersteine gesetzt am 21.9.2022

Das "Damenhut-, Putz- und Weißwarengeschäft Leo Steinitz " befand sich am Geraer Markt 12. Das Geschäft war über fünf Jahrzehnte am gleichen Standort stadtbildprägend. Familie Steinitz war auch Eigentümer des unübersehbar repräsentativen Bürgerhauses.

Leopold Steinitz stammte aus Breslau und gehörte zu den ersten sesshaften Geraer liberalen Juden. Er starb 1918 im Alter von 65 Jahren plötzlich auf einer Reise. Seine Frau Auguste engagierte sich in der israelitischen Religionsgemeinde. 1934 zog sie nach Leipzig, wo ihre Tochter Ella verheiratet war. Der Umzug war nicht freiwillig. Auguste musste die Judenverfolgung ertragen und starb 1938 in Berlin. Begraben ist sie auf dem alten jüdischen Friedhof in Leipzig. Ihre Tochter Ella heißt inzwischen Sochaczewer und wird, wie ihr Ehemann, 1943 in Auschwitz ermordet. Zuvor waren sie nach Frankreich geflohen und in Drancy interniert worden.

Sohn Walter (31) war gerade aus dem Weltkrieg heimgekehrt. 1919 wurde er Geschäftsinhaber. Hyperinflation und Weltwirtschaftskrise überstand das Geschäft. 1934 kam es zu einem für Walter tödlichen Zusammentreffen mit SA-Leuten auf der Straße vor seinem Geschäft. Stunden später starb er an den Folgen einer Schussverletzung im eigenen Haus. Sein Grab auf dem Geraer Ostfriedhof wurde bereits 1935 „aufgelöst“.

Die junge Witwe Leonie und ihr minderjähriger Sohn mussten 1938 zwangsweise noch in die beiden Geraer Ghettohäuser. 1939 gelang ihnen die Flucht über Luxemburg, Frankreich, Spanien, 1941 von Portugal in die USA. Wolfgang Steinitz starb 1976 und Frau Leonie, die noch einmal verheiratet war, starb mit 90 Jahren in New York. (M.W. 2024)