Dr. med. Erna Ruth Philipp
Str. des Friedens 122
Stolperstein verlegt am 21.09.2022 am Hintereingang des Simmel-Hauses im Gelände des SRH Waldklinikum Gera
Die junge jüdische Ärztin Dr.med. Erna Philipp bewarb sich am städtischen Krankenhaus Gera um die Stelle einer Volontärassistentin und bekam sie. Sie wollte hier ihre Ausbildung fortführen. Am 1.12.1932 trat sie die Stelle an inklusive „Kost und Logis“. Die Journalisten der Geraer Zeitung störte, dass sie Jüdin war. Mit hämischen Zeitungsartikeln attackierte man sie und den Klinikdirektor (siehe dort) Prof. Dr. Simmel, der im ihrem Jargon „Halbjude“ war. Man inszenierte einen Krankenhausskandal. Dr. Jahn, Landesbeauftragter der Regierung Thüringen für Gera, entließ Frau Dr. Philipp bereits nach 14 Tagen fristlos aus ihrem gültigen Arbeitsvertrag. Mit Hilfe von Rechtsanwalt (siehe dort) Dr. Max Hauptmann legte sie Widerspruch ein. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und mit Zahlung von 850,-- RM aber war dann die Sache für Gera beendet. Frau Dr. Philipp blieb entlassen. Sie verließ Gera, bekam Berufsverbot und flüchtete 1935 nach Beirut/Libanon. 1939 heiratet sie in den USA den bedeutenden deutschen Pharmakologen Prof. Dr. Otto Krayer. Dieser hatte 1934 als Nichtjude eine Professorenstelle ausgeschlagen, die man ihm für einen entlassenen jüdischen Professor antrug. Damit war Krayers wissenschaftliche Karriere im Nazi-Deutschland beendet. Er forschte und lehrte an der Harvard University/Boston. Nach 1945 hat er sich sehr für den Wiederaufbau der (west-) deutschen Universitäten, insbesondere Freiburg/Breisgau, eingesetzt. Die Ehe blieb kinderlos. Frau Dr. Philipp-Krayer starb 94-jährig in New York. (M.W. 2022)