David und Emma Wertheim mit den Söhnen Ernst und Kurt
Franz-Petrich-Str. (damals Sedanstr. 8)
David Wertheim war 45 Jahre lang Religionslehrer, Kantor und Prediger der jüdischen Gemeinde Gera. Den Lebensunterhalt seiner Familie verdiente er als leitender Angestellter im Kaufhaus Hermann Tietz, Gera. David blieb in Gera und wurde 66 Jahre alt. Wie sein jüngster Sohn Rudolf wurde er auf dem Leipziger jüdischen Friedhof begraben.
David war verheiratet mit Emma Goetz aus Köln. Das Ehepaar hatte drei Söhne. Rudolf starb schon 1912 mit 9 Jahren an einer Blinddarmentzündung.
Ernst und Kurt besuchten die jüdischen Elementar-Schule, die Mittelschule und das Realgymnasium. Ernst machte eine kaufmännische Lehre bei Hermann Tietz. Ab 1925 arbeitete er in Erfurt, Hannover und Oldenburg. Zuletzt war er stellvertretender Kaufhaus-Direktor in Stuttgart. Dort wurde er im Novemberpogrom 1938 verhaftet und bis 5.Januar 1939 ins KZ Dachau gebracht. Im August 1938 heiratete er Olga Weinstein aus Odessa. Kurz vor ihrer Flucht in die USA besuchten sie noch einmal die Mutter Emma in Gera. Ankunft mit dem Schiff in New York war am 2.Dezember 1939. Ernst starb mit 81 Jahren. Olga wurde 90 Jahre alt.
Kurt flüchtete auch 1939 Rotterdam-New York. Heirat mit Harriet Scherl. Sie hatten eine Tochter. Kurt starb mit 55 Jahren. Harriet wurde 76 Jahre alt.
Dramatisch war die Flucht aus Gera von Mutter Emma. In einem der letzten verplombten Züge kam sie von Berlin bis nach Lissabon und bestiegt dort das Flüchtlings-Schiff S.S. Mouzinho. Sie kam am 2.September 1941 in New York an. Sohn Kurt hatte über eine Hilfsorganisation ihre Flucht bezahlt und für sie gebürgt. Emma wurde 80 Jahre alt. Alle lebten zuletzt in Kansas City und sind dort begraben. Verlegeort: vor der langjährigen Wohnung Sedanstr. 8. Das Haus wurde kriegszerstört, abgetragen und nicht wieder aufgebaut. (mw 2024)