Brüg, Familie

Ernst Brüg, seine Ehefrau Gertrud, Sohn Brüg, Tochter Hannelore verh. Silberberg

Schlossstraße 2/ Ecke Sorge 1

4 Stolpersteine gesetzt am 8.04.2009 (1) und dazugesetzt am 17.06.2011 (3)

Alfred (1878-1942), Berthold (1880-1943), Ernst (1883-1938), Kurt (1885-1886), Ella (1886-1897) Lucie Pauline (1901-1942), Willy (1892-1915) und eine namenlose Tochter (1894-1894) waren Geschwister. Alfred, Berthold, Ernst und Willy waren Soldaten im Ersten Weltkrieg. Ernst verlor als Soldat im Ersten Weltkrieg sein Gehör. Alfred und Ernst erbten das Schuhgeschäft ihres Vaters Gustav. Diese beiden Brüder wurden im Novemberpogrom 1938 verhaftet und nach Buchenwald gebracht. Ernst starb kurz nach seiner Entlassung an den Haftfolgen am 7.12.1938 in den Milbitzer Heilanstalten.

Gertrud geb. Gilles aus Berlin (geb. 1890) war verheiratet mit Ernst. Sie war Stenotypistin und orthopädische Schuhmacherin. Im letzten Vorstand der jüdischen Gemeinde Gera war Gertrud Brüg die Schriftführerin. Sie wurde am 10.5.1942 nach Belzyce deportiert und in Majdanek ermordet.

Gertruds Sohn hieß Günter (1926 -2008). Nach 4-jährigem Besuch der Untermhäuser Volksschule, ging er ab 1937 als 11-jähriger nach Hannover ins Internat Emmerberg und besuchte das jüdische Gymnasium. Nach dem 9.11.38 besuchte er die jüdische Schule mit Kinderheim in Leipzig. Von dort schmuggelte er sich im Juli 1939 als Ersatzmann für einen Kranken im letzten Kindertransport nach England. Nach gelungener Flucht kam als 13-jähriger zu Pflegeeltern, Fam. Bishop, die einen gleichaltrigen Sohn hatte. 1943 meldete sich freiwillig zur Elite Black Watch. Als Angehöriger des British Intelligence Corps soll er Heinrich Himmler identifiziert haben, was zu dessen Verhaftung führte. Bis 1947 war er als Major der britischen Militärverwaltung in Ostfriesland, später in Köln. Er ging 1952 nach New York. Nach der Militärzeit studierte er in Oxfort Chemie, ab 1973 in Newtown, Connecticut. Er war erfolgreich als Wirtschaftsberater tätig. 1960 heiratete er. Die Ehe blieb kinderlos. Günter war erster Übersetzer von Heinrich Bölls frühen Erzählungen ins Englische und betätigte sich als Karikaturist und Fotograf.

Tochter Hannelore (1922-1997) war Krankenschwester, lebte in mehreren luftkriegsgeschädigten Städten, beschaffte sich mit falschen Ausweisen Lebensmittelmarken. Sie wurde 1944 verraten, in Berlin verhaftet, kam nach Theresienstadt, Auschwitz, Groß-Rosen, Buchenwald, Bergen-Belsen und überlebte knapp. Sie ging nach 1945 nach Köln. Verheiratet war sie mit Wolfgang Silberberg und wohnte nach 1947 in New York. Am 9.5.2000 starb ihr Mann, der auch in Auschwitz war. Verlegeort ist vor dem Ladengeschäft und Wohnung.

Die Großeltern waren Gustav Brüg (1848-1906) aus Könnern und Anna, geb. Herzfeld. (M.W. 2023)